Boris Becker verfolgt konsequent seine Buch-PR-Strategie. Mit ausgeplauderten Intimitäten zu seinen Ex-Frauen sorgt er für mediale Aufmerksamkeit. Er vergisst dabei, dass der Preis für gute Verkaufszahlen seiner Biographie sehr hoch ist: Ein Leben als öffentliche Lachfigur, die trotz außergewöhnlicher sportlicher Erfolge niemand mehr ernst nimmt.
Boris Becker - eine Ikone des Tennissports demontiert und diskreditiert sich selbst, nicht nur als Marke, sondern durch seine Indiskretionen mittlerweile auch als Mensch.
Boris „Bobbele“ Becker hat es geschafft: Endlich dominiert er mal wieder die Schlagzeilen. Ein Twitter-Schlagabtausch mit Oliver Pocher, über den sofort BILD berichtete, Intimes aus seinen Beziehungen zu seinen Ex-Frauen – alles wohl inszeniert. Schließlich wissen Beckers Vermarkter, wie sehr das Volk den Schlüssellochblick bei Promis lieben. Der Zweck heiligt bekanntlich die Mittel. Seine bereits zweite Biographie „Das Leben ist kein Spiel“ soll dem ehemaligen Tennisstar möglichst viel Geld in die Kasse spülen. Dass es dabei auch mal peinlich wird und die Selbstdemontage weitergeht – Nebensache!
Der Bobbele ist bekanntlich nicht der erste – und auch nicht der letzte – ehemalige Spitzensportler, dem alles recht ist, um nicht endgültig aus dem kollektiven Gedächtnis zu verschwinden. Lothar „Loddar“ Matthäus etwa ist einer seiner Brüder im Geiste. Auch dem ehemaligen Weltklassekicker ist kaum ein Aufregerthema zu peinlich, solange die Medien berichten und er nicht weiter marginalisiert wird.
Doch Becker und Matthäus sollten sich bewusst werden, dass das altgriechische Wort "Skandalon" "Fallstrick" bedeutet. Für die „medialen Kamikazeflieger“ (taz) sind ihre Skandälchen längst zu eben diesen Hindernissen geworden. So wird sich Matthäus’ Wunsch, als Bundesliga-Trainer in der Branche zu reüssieren, wegen seiner auf kurzfristige Effekte zielenden PR-Trivialitäten wohl nicht mehr in Erfüllung gehen. Auch Bobbele wird voraussichtlich außerhalb des Boulevards nichts mehr reißen.
Becker und Matthäus hätten es wie der „Kaiser“ machen sollen. Franz Beckenbauer hatte zwar ebenfalls seine Skandale. Doch der „Lichtgestalt“ des deutschen Fußballs konnten sie nichts anhaben. Denn Beckenbauer verstand es, sich positiv im Bewusstsein der Menschen zu verankern. Beispielsweise, indem er dazu beitrug, die WM 2006 nach Deutschland zu holen. Auch während seiner Zeit als (Bundes-)Trainer, Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender beim FC Bayern München etc.. war Beckenbauers Personality-PR perfekt.
Im Unterschied zu Boris Becker war und ist der „Kaiser“ offenbar sensibel genug, um zu wissen, dass eine Imagestrategie perspektivisch angelegt sein muss. Becker hingegen hat sich selbst ausgetrickst und belustigt das Publikum inzwischen nur noch. Sehr schade, denn als Ausnahmesportler war er mit Kaiser Franz durchaus auf Augenhöhe.